Seit November 2015 besteht die WtW-Projektgruppe „Arbeit für Flüchtlinge“
Zwar kommen dieser Tage allmählich weniger Flüchtlinge nach Deutschland, das bedeutet jedoch keineswegs, dass es weniger zu tun gäbe. Nicht nur sind Unmengen an Asylverfahren immer noch nicht abgeschlossen, viele Flüchtlinge leben auch bereits seit mehr als einem Jahr in beengten Unterkünften, selbst wenn sie bereits eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung haben. Nicht nur die erste eigene Wohnung, auch ein Arbeitsplatz oder nur ein Platz im Sprachkurs liegt für viele noch in weiter Ferne. Der eine oder andere hat bereits resigniert und arrangiert sich mit seiner Übergangssituation. Die meisten Flüchtlinge jedoch wollen sehr gern Deutsch lernen und endlich arbeiten – wo liegt also das Problem?
Erst Sprachkenntnisse, Zeugnisse, Arbeitserlaubnis … dann der Job
In der Tat liegen einige Steine auf dem Weg zum ersten Job in Deutschland. Selbst für ein Praktikum müssen Geflüchtete solide Grundkenntnisse in Deutsch (mindestens B1) vorweisen – umso höher sind die Anforderungen, wenn sie eine Ausbildung absolvieren oder aber per externer Gesellenprüfung ihre Berufserfahrung anerkennen lassen wollen. Dann müssen die Geflüchteten nämlich in der Lage sein, dem Berufsschulunterricht zu folgen oder aber eine schriftliche Prüfung zu bestehen. Mit dem dualen Ausbildungssystem aus Theorie und praktischem Lernen im Beruf ist Deutschland übrigens eher eine Ausnahme; in vielen Ländern, wie beispielsweise Afghanistan, ist es weder üblich, eine Berufsschule zu besuchen noch für eine Ausbildung überhaupt ein schriftliches Zeugnis zu vergeben.
Die Anerkennung einer noch so langjährigen Berufserfahrung ist also zunächst gar nicht so einfach – zuvor muss ein Sprachkurs her, wobei die vorhandenen Plätze zumindest in den Integrationskursen hauptsächlich für Syrer, Iraker, Iraner und Eritreer vom Staat finanziert werden. Es liegt auf der Hand, dass ein Bewerbungsprozess, der schon für viele Muttersprachler eine Herausforderung ist, für Nichtmuttersprachler eine ungleich höhere Hürde darstellt – vor allem, wenn der Weg in die Berufstätigkeit in ihren Heimatländern völlig anders verläuft.
Hat man endlich eine Stelle oder einen Ausbildungsplatz in Aussicht, muss man noch einiges an Formalitäten erledigen. Für welche Arbeitsverhältnisse und welche Nationalitäten welche Arbeitserlaubnis erforderlich ist – unbezahlte Praktika beispielsweise darf ein Asylbewerber zwar bereits nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland machen, zur Ausländerbehörde muss er vorher aber trotzdem – und was es beispielsweise mit der Vorrangprüfung für deutsche Mitbewerber auf sich hat, lässt sich am besten auf der Website des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge nachlesen.
http://www.bamf.de/DE/Infothek/FragenAntworten/ZugangArbeitFluechtlinge/zugang-arbeit-fluechtlinge-node.html
Flüchtlinge selbst finden auf http://we-inform.de/ Antworten auf viele Fragen in ihrer Muttersprache. Ob die langersehnte Arbeitsstelle dann so gut bezahlt ist, dass man ohne ‚Aufstocken’ davon leben kann, steht wiederum auf einem anderen Blatt.
Was können wir tun?
Der kurze Einblick in die Thematik zeigt bereits, wie aufwendig es werden kann, Flüchtlinge auf dem Weg zum ersten Job zu unterstützen. Deshalb hat sich im November 2015 eine Gruppe aus etwa zehn ehrenamtlichen UnterstützerInnen zusammengetan, um den in Wandsbeker Unterkünften wohnenden Flüchtlinge mit Beratungs- und Mentorenunterstützung anzubieten.

Zwar existieren deutschlandweit und auch in Hamburg bereits diverse Einrichtungen und Projekte, die wahlweise Beratung bei der beruflichen Integration anbieten (so etwa das Projekt W.I.R. der Stadt Hamburg) oder Stellenangebote ausdrücklich für Flüchtlinge sammeln (etwa workeer.de oder die Jobbörse der Flüchtlingshilfe Harvestehude). Doch die wenigsten Flüchtlinge wissen von solchen Angeboten, noch kennen sie sich im Dickicht der behördlichen Auflagen aus.
Wir haben uns also vorgenommen, Informationsveranstaltungen für Flüchtlinge durchzuführen, die erste davon am 12. Juli 2016 in der Erstaufnahmeeinrichtung Jenfelder Moorpark.
Außerdem wollen wir Flüchtlinge, die sich auf dem Arbeitsmarkt orientieren möchten und sich Begleitung im Bewerbungsverfahren wünschen, mit sogenannten Mentoren zusammenbringen. Und hier kommen Sie ins Spiel! Mentoren sind Menschen, die sich bereiterklären, einen geflüchteten Menschen in allen Belangen der Arbeitssuche zu begleiten und zu unterstützen. Das kann bedeuten, mit demjenigen Termine beim Projekt W.I.R. wahrzunehmen, ihn zu Ämtern und potenziellen Arbeitgebern zu begleiten oder ihm beim Schreiben einer Bewerbung zu helfen. Auch die Suche nach einem Platz im Deutschkurs oder das Recherchieren von Stellenangeboten klappt nicht immer ohne Unterstützung.
Bitte melden Sie sich also bei uns, wenn Sie Lust und Zeit haben, sich als Mentor zu betätigen und Flüchtlingen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Vielleicht stehen Sie ja ohnehin schon mit einer bestimmten Person in regelmäßigem Kontakt? Entsprechende Fremdsprachenkenntnisse oder fachliche Expertise ist nicht notwendig, kann aber natürlich auch nicht schaden. Wichtig sind allerdings Kommunikationstalent, ab und zu Tagesfreizeit und ein gewisses Maß an Zielstrebigkeit. Und natürlich können Sie auf unsere Unterstützung und Beratung zählen.
Auch freuen wir uns über Hinweise auf Flüchtlinge aus dem Wandsbeker Kerngebiet, die gern arbeiten möchten oder aber einen Ausbildungsplatz suchen – wir werden versuchen, die entsprechende Person mit einem Mentor in Kontakt zu bringen.
Melden Sie sich gern unter koordinationskreis@welcome-to-wandsbek.de
(Autorin: Christina Müller)