Sie sind nach Deutschland und auch nach Hamburg gekommen, weil sie Zuflucht vor Bomben und Zerstörung, Verfolgung und Drangsalierung suchen. Die Menschen, die im Rahmen der Flüchtlingswelle im Winter 2015 zu uns gekommen sind, haben aber nicht nur Wünsche an ihre neue Heimat–sie bringen auch etwas mit. Nämlich Rezepte aus ihrer Heimat, die uns Deutschen eine ganz neue kulinarische Welt eröffnen können. Und so ergriff die Hamburger Ernährungs-Wissenschaftlerin Silya Nannen-Ottens die Initiative .Die Professorin wollte helfen – den Geflüchteten, aber auch den Deutschen, die sie aufnehmen. Sie wollte einen Beitrag zu Verständigung und Integration leisten. Denn die 43-Jährige erkannte, dass die Geflohenen etwas Besonderes in Sachen Integration mitbringen: eine eigene, aber vermittelbare Kultur der Ernährung. Rezepte, die Zubereitung der landestypischen Speisen, Gewürze – all das verbindet sich mit dem Gefühl von Heimat, die sie natürlich auch in der neuen Heimat ausleben, aber auch mit anderen teilen wollen. Ihre Kultur ist das Einzige, das den Menschen bleibt, die aus Ländern wie Syrien, Eritrea, Iran und Afghanistan nach Deutschland geflohen sind.
Also trat die Dozentin an der Uni für Angewandte Wissenschaften an die Menschen in den Flüchtlingsunterkünften heran – und fing an, mit ihnen zu kochen. Zusammen mit Ilka Mamero, Vorsitzende von „Klein Borstel hilft“, startete sie das Projekt und kontaktierte weitere ehrenamtliche Helfer der Vereine „Welcome to Wandsbek“, „Wandsbeker Kultur- schloss“ und „Freundeskreis Asyl und Wohnen am Volksdorfer Grenzweg“, die beim Kontakt zu den Geflüchteten halfen. Nannen-Ottens und Mamero luden 27 Männer und Frauen ein, ihre Lieblingsrezepte zu „Kochabenden“ mitzubringen, sodass man gemeinsam kochen und auf diese Weise voneinander lernen könne. Gebrutzelt wurde im Pastorat Klein Borstel. Hinterher wurde gemeinsam gegessen. Zusammen mit zwölf Studierenden des Masterstudiengangs Lehramt an Beruflichen Schulen mit dem Hauptfach Ernährungs- und Haushaltswissenschaften notierten sie Mengenangaben und Tricks der ausländischen Küche. Vor allem aber ließ sich Silya Nannen-Ottens die Geschichte der Köche erzählen und erfuhr an den Kochabenden manches über Flucht ,Entbehrung, Angst und Hoffnung .Die Geschichten dieser Menschen hat sie aufgeschrieben. Nun ist aus alledem ein Buch (144 Seiten,600Fotos,47Rezepte) unter dem Titel „Kochabende. Rezepte und Geschichten von Geflüchteten“ entstanden, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Das Buch kostet 16,90 Euro. Der Erlös aus dem Verkauf wird vollständig den Hamburger Flüchtlingsvereinen „Klein Borstel hilft“, „Freundeskreis Asyl & Wohnen am Volksdorfer Grenzweg“ und „Kulturschloss Wandsbek“ gespendet.
Ilka Mamero und Silya Nannen-Ottens
Klein Borstel hilft
Hardcover
148 Seiten
ISBN 978-3000545184
16,90 €
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REZEPT Kuku Sabzi von Reza für 4 – 6 Personen
ZUTATEN
600 g Kartoffeln, 400 g Zwiebeln, 6 Eier, 1 Knolle Knoblauch, 100 g Trockenkräutermischung (aus Lauch, Petersilie, Koriander und Dill. Alternativ kann auch die vierfache Menge an frischen Kräutern verwendet werden), 3 EL Mehl, 2 EL Kurkuma, Salz/Pfeffer, reichlich Rapsöl zum Ausbacken oder Frittieren
ZUBEREITUNG
Kartoffel und Zwiebeln schälen, waschen und mit einer Gemüsereibe kleinhobeln. Die Knoblauchzehen schälen, in feine Scheiben schneiden und hinzufügen. Die Eier in die Kartoffelmasse geben und alles gut vermengen. Anschließend Mehl gleichmäßig über die Masse streuen und verrühren. Mit Salz, Pfeffer und Kurkuma würzen und die Kräutermischung hinzufügen. Mit einem Stabmixer wird nun alles nochmals vermengt und so lange püriert, bis nur noch kleine Stückchen erkennbar sind.
Die Kuku-Sabzi-Masse etwa 1 cm hoch in eine gefettete und beschichtete Auflaufform geben und bei 200 Grad für etwa 25 Minuten auf der mittleren Schiene des Backofens backen. Dabei einmal mithilfe eine Deckels wenden. Alternativ kann die Masse auch in kleinen Portionen in Fett frittiert werden. Hierzu einen gehäuften Esslöffel der Masse in reichlich heißes Fett (sie müssen darin schwimmen können) geben und rund 4 Minuten ausbacken. Nach etwa der Hälfte der Zeit einmal wenden. Auf Küchenkrepp das überschüssige Fett abtropfen lassen. TIPP Die kleinen frittierten Kuku Sabzi schmecken auch kalt sehr gut. Außer ver- schiedenen Kräutern eignen sich auch Spinat und Berberitzen als Zutaten.