2017/01 Bilder eines Geflüchteten im Kulturschloss

Wandsbeker Wochenblatt: Hajar Issa, bekannter Künstler aus Syrien, zeigt in einer Ausstellung in Wandsbek seine Werke

Von Martin Jenssen
Wandsbek
Eine ungewöhnliche Ausstellung wird ab Freitag (20. Januar) im Kulturschloss Wandsbek gezeigt. Die farbenprächtigen Bilder, die Lebensfreude erzeugen, entstanden in einem Heim für Asylanten. Dort wohnte der Künstler Hajar Issa zusammen mit fünf weiteren Geflüchteten in einem ehemaligen Klassenraum. Isaa ist ein in der arabischen Welt berühmter Künstler, der bis zu seiner Flucht vor drei Jahren mit Ausstellungen weltweit präsent war.

Studium in Damaskus

Hajar Issa stammt aus dem Dorf Kameshli in der Nähe von Damaskus in Syrien. Nach dem Abitur studierte er an der Fakultät für „Schöne Künste“ in Damaskus. Bekannt wurde er durch seine Bilder, die dem Betrachter träumerische Geschichten erzählen. Als Dozent für Grafikdesign unterrichtete er Studenten an der Universität der syrischen Landeshauptstadt. Seine Bilder wurden auf Ausstellungen in Syrien, Frankreich, Dubai, Beirut, Ägypten und Russland gezeigt und erzielten hohe Preise.

Flucht vor Assad-Regime

Gleichzeitig arbeitete Hajar Issa als Art Director für Filmgesellschaften und Fernsehsender. Zusammen mit seinem Team produzierte er über 50 meist historische Filme. Issa gewann im Jahre 2009 den „Addounia“ Filmpreis, eine der bedeutendsten Auszeichnungen in der Filmbranche des arabischen Raums. Nicht überall wurde seine Filme gern gesehen. Nach der Produktion eines Films in der Türkei, bei dem sich das Filmteam kritisch mit dem Assad-Regime auseinandersetzte, wurde den Filmemachern erklärt, es sei nicht klug, nach Syrien zurückzukehren. Dort drohe ihnen die Verhaftung. Hajar Issa flüchtete über Griechenland nach Deutschland.

Künstlerischer Neuanfang

Unterstützt von Bürgern aus Wentorf bei Hamburg schaffte Hajar Issa ab Januar 2016 den künstlerischen Neuanfang in seiner Unterkunft. Die ehemalige Schulklasse, Schlafraum für sechs Flüchtlinge, wurde zu seinem Atelier. Die syrischen Landsleute, die mit ihm das Zimmer teilten, waren stolz darauf, dass ihr Flüchtlingszimmer zu einer „Künstlerbude“ wurde. Sie unterstützten den in ihrer Heimat berühmten Maler.

Meine Kultur sind meine Augen

Rund 50 Bilder malte Hajar Issa in dem Klassenraum, in dem die Flüchtlinge tagsüber auch noch die deutsche Sprache lernten. Die farblich harmonischen Bilder von Hajar Issa sind nicht zu klassifizieren. „Ein Künstler muss sehen und sehen und sehen. Meine Kultur sind meine Augen“, sagt der Künstler, der auf den Bildern seine Träume von einem Leben in Frieden und Freiheit darstellt. Auf fast jedem seiner Bilder sind seine Söhne Aram und Alan in irgendeiner Form dargestellt. Suchen und finden kann man auf jedem der Bilder auch einen Marienkäfer. In seiner Jugend flogen die Marienkäfer zu Tausenden durch sein Dorf. Seine Söhne, zehn und zwölf Jahre alt, die der Künstler lange vermissen musste, konnte er im November wieder in seine Arme schließen. Es war sein größtes Glück, dass seine Frau und die beiden Kinder nach Deutschland nachreisen durften.

Erinnerungen an Syrien: Vernissage am Freitag, 20. Januar, 19 Uhr, Kulturschloss Wandsbek, Königsreihe 4. Schau bis 26.02. Weitere Infos: Kulturschloss Wandsbek