Jenfeld: AnwohnerInnen und Flüchtlinge im Austausch

Zu einem Vormittag der Begegnung und der Diskussion hat die Anwohner-Initiative-Jenfeld am Sonntag den 13. März ins Jenfeld-Haus eingeladen. Etwa einhundert Teilnehmer*innen haben die Gelegenheit zum Austausch genutzt, sich von den Erfahrungen der Geflüchteten berichten lassen, sich aus erster Hand über die aktuelle Lage in der größten Jenfelder Flüchtlingsunterkunft informiert und eigene Anliegen zur Sprache gebracht.
Unter der umsichtigen Gesprächsleitung von Alexander Weil (vom Netzwerk Welcome to Wandsbek) beleuchtete im ersten Statement der Regionalpastor Jan Simonsen die ethischen Aspekte, vor die eine Gesellschaft gestellt wird, wenn sie mit der Aufnahme einer großen Zahl von Flüchtlingen konfrontiert ist. Sofort anschließend kam ein geflüchteter junger Mann aus Nordsyrien zu Wort, der einen Einblick in die eigenen widersprüchlichen Empfindungen gegeben hat: neben der Freude, dem Terror der ISIS entronnen zu sein, steht die Trauer um die versklavten oder getöteten Familienmitglieder und die Erfahrung drangvoller Enge in der Erstunterkunft mit 16 Flüchtlingen in einem 30 qm großen Raum, seit vielen Wochen.
Dirk Meyer, Polizeihauptkommissar und Chef der „Bürgernahen Polizeibeamten“ berichtete, dass das Zusammenleben der Geflüchteten dennoch aus polizeilicher Sicht völlig unauffällig sei; nur 0,5% der Einsätze der vergangenen Monate führten die Beamten in eine der 10 Flüchtlingsunterkünfte des Hauptkommissariats.
2016-03 Moorpark Diskussion Hamburg 1 3Bastian Faust, der Leiter der Erstunterkunft Jenfelder Moorpark, bedankte sich bei den freiwilligen Helferinnen und Helfern, die einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Flüchtlingssituation leisten.
Insgesamt blickt er nach großen anfänglichen Problemen auf eine Beruhigung der Situation in der Unterkunft zurück. Zur gemeinsamen Lösung von Unterkunftsproblemen und zur Verbesserung des Miteinanders der geflüchteten Bewohner untereinander wird in Kürze ein neues Element der Mitverantwortung eingeführt: Sprechergruppen werden gebildet, die bei einer Unterkunftsversammlung Problemlösungen mitberaten und an die anderen Bewohner berichten sollen.
Zaklin Nastic, Bezirksabgeordnete und selbst migrationserfahren, betonte, wie wichtig es für die Bewohner des Stadtteils sei, ihre Anliegen in die Bezirksversammlungen einzubringen, wo ihre Forderungen gehört und meistens auch berücksichtigt werden.
Bei der anschließenden lebhaften Aussprache brachten einige Anwohnerinnen den Wunsch nach einer Eingangsverlegung der Unterkunft zur Sprache, andere forderten von den Flüchtlingen einen pfleglicheren Umgang mit den örtlichen Kinderspielplätzen. Alarmiert zeigten sich Anwohner, dass ein fieberkrankes Kind, nicht rasch und entschieden genug in ärztliche Obhut gegeben worden sei.
Vom Moderator wurde die durchweg positive Grundhaltung aller Redner gegenüber der Anwesenheit von Flüchtlingen im Stadtteil hervorgehoben. Er rief auch noch einmal dazu auf, sich in der freiwilligen Unterstützung einzubringen, z.B. bei Sprachkursen.
Mit Akkordeon und Gesang (Uwe Böhm, Billstedt) klang die Vera2016-03 Moorpark Diskussion Hamburg 1 1nstaltung aus.
Zum Abschluss lud Meike Dreessen-Rübke von der Anwohner-Initiative Jenfeld zu einem weiteren Treffen am Mittwoch d. 16.3. um 19 Uhr ein, bei dem die aufgeworfenen Fragen weiter bearbeitet werden sollen: Jenfeld-Haus, Charlottenburger Str. 1; 22045 Hamburg

(Autoren: Jan Simonsen und Jan Rübke/Fotos: Hamburg 1)

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